Statement von Sr. Andreas Weißbacher
Liebe Freundinnen und Freunde von Flüchtlingen und Vertriebenen!
Nach internationalem Recht ist ein Flüchtling eine Person, die ihr Heimatland verlassen hat, weil sie eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung auf Grund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Meinung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe hat. (Mehr Fotos von der Veranstaltung)
1. In Ö sind unter Flüchtlingen nur jene Menschen erfasst, denen bereits Asyl zuerkannt wurde. Sie dürfen arbeiten und sind in den meisten Bereichen Österreichern rechtlich gleichgestellt. Viele von uns kennen Villacherinnen und Villacher, die als Flüchtlinge aus Ungarn, Vietnam oder aus dem ehemaligen Jugoslawien zu uns gekommen sind und sich bestens integriert haben.
Ich denke, wir alle sind hieher gekommen, um öffentlich für einen besseren Schutz, deshalb die Schirme, für Asylwerberinnen und Asylwerber einzutreten, um unsere Mehrheitsgesellschaft zu ermutigen, mehr Kontakte, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit jenen gegenüber zu zeigen, die bei uns Schutz und Hilfe suchen. Wir wollen auch unsere politisch Verantwortlichen darauf aufmerksam machen, dass die erfolgreiche Erarbeitung eines Integrationsleitbildes, wie Villach das geschaffen hat, für Asylwerberinnen und Asylwerber noch keinerlei Besserstellung beinhaltet,
dass es eine Flüchtlings-und Asylpolitik braucht, die sich orientiert
an den Allgemein erklärten Menschenrechten
an den Grundnormen einer gerechten Sozialordnung
dass es um Wertschätzung des Menschen,
um differenziertes Wissen über einander und
um verantwortungsbewusste Eingliederung gehen muss und
nicht nur um Duldung.
Wir sollen
· Vielfalt leben und schätzen lernen
· die vielfachen Potenziale zum Wohl der Gesellschaft einsetzen
· gemeinsam die Zukunft gestalten.
Das ist eine Aufgabe, die der gesamten Gesellschaft abgefordert ist und nicht nur engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich in verschiedenen Organisationen zusammengetan und sich seit Jahren abmühen; derzeit Gott sei Dank unter besseren politischen Voraussetzungen wie in den vergangenen 10 Jahren.
DENN:
Flüchtlinge, Asylsuchende wird es weiterhin geben, da die Staatengesellschaft immer noch viel zu wenig unternimmt, um die weltweiten Fluchtursachen gemeinsam zu bekämpfen.
· Stellvertreterkriege und Stammesfehden
· Vorenthaltung der Grundrechte wie gleiche Würde und Rechte aller, das Recht auf Bildung, auf Meinungsfreiheit, eine ungerechte Wirtschaftspolitik, und zunehmend
· ganz sicher die Klimaverschlechterung, die viele Menschen zum Ausweichen in sicherere Gebiete zwingen wird.
· Große Einkommensunterschiede mit minimalen Zukunftsperspektiven werden agile junge Menschen weiterhin dorthin drängen, wo sie für sich und ihre Lieben daheim etwas erarbeiten können.
Österreich, insbesondere Kärnten als überaltetes Land braucht Zuwanderung, Österreich wird durch seine geopolitische Lage ein Einwanderungsland bleiben.
Was macht das Leben eines Asylwerbers aus?
Angst als ständige Begleiterin, Tag und Nacht, immer ist das Fürchten da, werde ich abgeschoben? Angst, wenn Sirenen gehen - Fliegeralarm, Bunker… Panik….
· Angst vor Behörden: Wer aus einem Bürgerkrieg flüchtet, weiß, dass Uniformierte alle Rechte haben – wer das jahrelang erfahren hat, dem bleibt Angst vor jeder Uniform.
· Angst vor der Mehrheitsgesellschaft, die oft voll Misstrauen ist, die sich abwendet oder Politiker unterstützt, die fremdenfeindlich agieren.
· Auch Angst vor Menschen aus dem eigenen Land, die Spitzel sein könnten.
· Angst um die Kinder – werden sie Chancen finden und auch wahrnehmen können? Echte Freunde?
· Angst um die Angehörigen zuhause.
Auch Not in vielfältiger Form: Was sie mitnehmen konnten, ist sehr wenig, die Schleppper ließen sich gut bezahlen.
Und auch bei Zulassung zum Asylverfahren : die Grundversorgung ist im wahrsten Sinn eine Minimalversorgung für die Betroffenen – und die beschämenden Vorfalle im vergangenen Jahr haben erschreckende Zustände aufgedeckt.
Wenn in Kärnten immer noch die meisten Asylwerber in A Quartieren untergebracht sind, dann ist ein Privatleben nur minimal möglich. Österreichweit sind immerhin bereits 21 % dieser Menschen individuell untergebracht, bei uns nur 8.5%.
3. Es braucht Engel
die den Heimatlosen hinweisen darauf, dass er eine Zukunft hat und wo diese anfängt,
die mit ihm voll erfinderischer Hoffnung weitergehen,
die nicht beschämen, sondern aufrichten.
4. Die gewaltigen Chancen in diesem Phänomen:
· Erweiterung des eigenen Horizontes
· Wissen um den Reichtum menschlicher Kulturen
· Verständnis für ganz andere Lebensmodelle
· Stärkung der eigenen Identität
· Für Christen ist die Begegnung mit Fremden auch immer eine Gottesbegegnung; Die biblische Tradition sieht die Menschheit als Gemeinschaft von Völkern: Ein Gott – eine Menschheit. Dieser Universalismus hat die Überwindung von Stammesdenken, Rassismus und Nationalismus möglich gemacht und die Idee der allgemeinen Menschenrechte inspiriert. Alle, die sich Christen nennen, sind zur Verständigung, zur Politik der ersten Schritte herausgefordert.
Lassen wir einen Flüchtling sprechen:
Ich bin hier und mir ist alles fremd,
die Landschaft, die Menschen, die Lebensgewohnheiten.
Ich bin hier und wäre lieben zu Hause,
aber ich möchte leben und eine Zukunft haben für mich und meine Kinder.
Ich bin hier und weiß nicht, wie es weitergehen soll,
mit meiner Familie, mit der Arbeit, dem lebensnotwendigen.
Ich bin hier in meiner Angst und meiner Ausweglosigkeit,
meinen Hoffnungen und meinen Erwartungen.
Ich bin hier und danke allen Menschen, die akzeptieren, dass ich bin.
Aufstehen aus der Armut des Habenwollens
zum Dialog des Teilens
Aufstehen aus der Kälte der Einsamkeit so Vieler
zum Dialog der Gemeinschaft
Aufstehen aus Kriegen des Mordens und der Zerstörung
zum Dialog der Versöhnung
Aufstehen aus der Finsternis von Angst
in den Dialog der Hoffnung und des Lichtes
Aufstehen aus dem Dunkel des Über den Andern Sein
in einen Dialog auf Augenhöhe
Auferstehen aus der Enge des Misstrauens
in die Freiheit von Gerechtigkeit und Liebe.
Es gibt noch genug zu tun.