Mehrsprachigkeit im Kindergarten: Wünsche, Pläne und Realität

  • Buttaroni 2006.pdfMehrsprachigkeit im Kindergarten:Wünsche, Pläne, Realität(ÖDaF-Mitteilungen, April 2006) In den letzten fünf Jahren war der, „Frühen Mehrsprachigkeit“ in Österreich für mich Anlass interessanter Beobachtungen. Aus diesem Grund möchte ich gerne den LeserInnen der ÖDaF-Mitteilungen einen Kurzbericht darüber anbieten. PDF MEHRSPRACHIGKEIT IM KINDERGARTEN: WÜNSCHE, PLÄNE UND REALITÄT Susanna Buttaroni (Projekt Integrationshaus, Wien) In den letzten fünf Jahren war der Weg der „Frühen Mehrsprachigkeit“ in Österreich für mich Anlass interessanter Beobachtungen. Aus diesem Grund möchte ich gerne den LeserInnen der ÖDaF-Mitteilungen einen Kurzbericht darüber anbieten. Darin reflektieren sind auch Stellungnahmen und Anmerkungen der TeilnehmerInnen des von mir geleiteten Workshops an der 21. ÖDaF-Tagung. 2005: Interessenexplosion Manchmal passiert es: in der Kunst, in der Musik, in der Politik, in der Mode. Buchstäblich: ein fainómenos. Wie eine Explosion. Etwas köchelt jahrelang unbemerkt in einer Gesellschaft und dann: Ausbruch. Genau dieses Gefühl hatte ich vor zirka einem Jahr, als es in der österreichischen Gesellschaft wieder einmal etwas lauter wurde. Ihre Sprechröhre − die Presse − schien mir auf einmal regelrecht aus den Nähten zu platzen, so überfüllt, ja fast verstopft, von Interviews, Debatten, Rundfragen, Meinungen und Gegenmeinungen von PolitikerInnen, ExpertInnen, Elternteilen und -ganzen, aus Österreich, Brüssel, Osteuropa, Zentralasien, Kanada, Australien u.v.a.m. Alle auf einmal erhitzt von der Frage: „Was wackelt wirklich nach PISA?“Die Antworten waren mindestens so zahlreich wie die ProtagonistInnen dieser chorischen, dissonanten Auseinandersetzung: also die Schule, die Familie, diese Regierung, „die“ Regierung, die EU, die Statistik, die AutorInnen der PISA-Studie, der Journalismus … Bis aus der Politik eine Erklärung kam: In Wahrheit liegt die ganze Schuld bei ihnen: bei Migrantenkindern. Bei diesen kleinen Wesen, die sich zu Hause in einem anderen Kode ausdrücken? Sind sie es, die von ganz unten unser Bildungssystem stillschweigend unterhöhlen? „Rewelacyjne“, könnte man auf Polnisch kommentieren. Was jedoch wenig mit der ursprünglichen „Enthüllung“ zu tun hat, sondern eher − über die „Offenbarung“ − mit dem, was „fenomenalne“, „sensacyjne“, „spektakularne“ ist, nach einer in der Umgangssprache gewöhnlichen semantischen Verschiebung. Wie bei „schrecklich“. Dann, ein schiefer Blick nach Westen. Erleichternd. Dem großen Bruder geht es auch nicht besser. Österreich kann sich wieder ein wenig beruhigen.