Frühe Mehrsprachigkeit aus linguistischer Perspektive

  • Reich 2010 Fruehe Mehrsprachigkeit aus linguistischer Perspektive.pdfReich Hans H. : Frühe Mehrsprachigkeit aus linguistischer Perspektive (Wissenschaftlichen Texte, Deutsche Jugendinstitut e.V., Juni 2010 | 31 S.) pdf Frühe Mehrsprachigkeit aus linguistischer Perspektive Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist ein zentrales sozial-wissenschaftliches Forschungsinstitut auf Bundesebene mit den Abteilungen „Kinder und Kinderbe-treuung“, „Jugend und Jugendhilfe“, „Familie und Familienpolitik“, den For-schungsgruppen „Gender und Lebensplanung“ sowie „Migration, Integration und Methoden“ sowie dem Forschungsschwerpunkt „Übergänge in Arbeit“. Es führt sowohl eigene Forschungsvorhaben als auch Auftragsforschungsprojekte durch. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend und im Rahmen vor Projektförderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Weitere Zuwendungen erhält das DJI von den Bundesländern und Institutionen der Wissenschaftsförderung. 1 Gegenstand der Expertise Die vorliegende Expertise referiert die Ergebnisse der linguistisch orientier-ten Erforschung frühkindlicher Zwei- und Mehrsprachigkeit mit Bezug auf die Sprachenverhältnisse in Deutschland. Als zweisprachig gelten dabei alle Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren in Interaktionssituationen geraten, in denen mehrere Sprachen in kommunikativ relevanter Weise Verwendung finden. (Diese etwas umständliche Definition ist notwendig, um die be-trachtete Gruppe nicht zu eng zu fassen, wie es in der Literatur gelegentlich geschieht). Für Kleinkinder, die mit drei (oder mehr) Sprachen aufwachsen, ließe sich die Definition entsprechend anpassen. Man weiß aber wenig darüber. Fest steht nur, dass ihr Anteil insgesamt nicht zu vernachlässigen ist und dass die Mehrsprachigkeit später im Bewusstsein der Kinder und Jugendli-chen eine Rolle spielen wird. Die Bedeutung dieser Spracherwerbssituation ist nicht zu vernachlässigen (vgl. Rūķe-Draviņa 1967, S. 46-48; Grosjean 1982, S. 176f; Barnes 2006). Es liegen aber nur wenige empirische Daten vor. Die frühkindliche Drei- und Mehrsprachigkeit kann darum auch in der hier vorliegenden Expertise nicht angemessen berücksichtigt werden. Ergebnisse der Erforschung des einsprachigen Erwerbs dienen vielfach als Ausgangspunkte und Vergleichsgrößen bei der Erforschung des zweispra-chigen Erwerbs. In diesem Sinne spielen sie auch in der vorliegenden Expertise eine Rolle. Sie werden aber nicht eigens referiert, verwiesen sei auf die neuere deutschsprachige Literatur: Klann-Delius 1999; Grimm 2000; Kauschke 2000; Grimm/Weinert 2002; Szagun 2006; Ehlich/Bredel/Reich 2008 Die Hauptaufmerksamkeit der Expertise gilt entsprechend dem Interesse des Auftraggebers – des DJI-Projekts „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ – dem Sprachenerwerb in den ersten drei Lebens-jahren. Dies ist eine äußere Setzung. Ab welchem Lebensalter eine entwick-lungspsychologisch begründete Abgrenzung des „frühkindlichen“ Sprach-erwerbs von einem späteren, nicht mehr frühkindlichen Erwerb vorzuneh-men ist, ist eine ganz andere Frage und bedarf der Diskussion (vgl. dazu unten Abschnitt 4).