Mit zwei Sprachen groß werden – was Eltern tun können

  • Mit zwei Sprachen gross werden - was Eltern tun koennen elkemontanari.pdfMit zwei Sprachen groß werden – was Eltern tun können. Allein können LehrerInnen die Aufgabe, dem Kind möglichst schnell eine weitere Sprache nahe zu bringen, kaum schaffen. In einem Lebensumfeld, in dem die Familie mithilft, hat es der kleine Lehrer doppelt so leicht. Von Elke Montanari. www.mehrsprachig.info - Elke Montanari Mit zwei Sprachen groß werden – was Eltern tun können Allein können LehrerInnen die Aufgabe, dem Kind möglichst schnell eine weitere Sprache nahe zu bringen, kaum schaffen. In einem Lebensumfeld, in dem die Familie mithilft, hat es der kleine Lerner doppelt so leicht. von Elke Montanari „Bei Ihnen lernt unser Kind jetzt Deutsch (oder Italienisch),“ hören Lehrerinnen und Lehrer häufig beim den ersten Treffen mit Eltern - insbesondere dann, wenn die Eltern eine andere Sprache sprechen als die, die in der für das Kind ausgesuchten Schule verwendet wird. Italienischsprachige Eltern entsenden ihre Kinder in deutschsprachige Schulen, deutschsprachige Eltern in italienischsprachige Klassen, Familien mit dritten Sprachen erwarten sich einen Anschluss an die Bildungssprachen. Doch alleine können LehrerInnen diese Aufgabe nicht schaffen, dem Kind möglichst in Windeseile eine weitere Sprache nahe zu bringen. Was können also Eltern tun, um die kindliche Mehrsprachigkeit zu unterstützen, in welche Richtung können sie beraten werden? Eltern als Lernvorbilder in einem Lebensumfeld, in dem das Kind sich alleine etwas aneignen muss, das die Familie nicht teilt und wo vielleicht das Interesse nicht wirklich mit Händen zu greifen ist, hat es der kleine Lerner doppelt so schwer, sich für die Sprache zu motivieren und zu akzeptieren, dass Sprachlernen viel Zeit braucht. Umso wichtiger scheint es, die Eltern zu ermutigen, selbst als Lernvorbild aktiv zu werden, sich auf ihre Weise bemühen, der Sprache nahe zu kommen, deren Erwerb sie sich für das Kind wünschen. Das kann in einem Sprachkurs stattfinden, durch Selbst- und Mitlernen, durch das gemeinsame Lernen von Wörtern oder indem die Eltern intensiv die Chance der Hausaufgaben für sich nutzen. Die Kinder erleben dann, dass diese Sprache lernenswert ist, dass sich die Mühe lohnt und dass Fehler, Unsicherheiten und Arbeit genauso wie Erfolgserlebnisse einfach dazu gehören. Für die Eltern ist die gemeinsame Sprachaneignung eine Bereicherung, eine Anteilnahme am Leben des Kindes und ermöglicht viele geteilte Erfahrungen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass Eltern mit den Lernfortschritten der Kinder mithalten - sondern auf die gemeinsame Ausrichtung. Bilinguale Eltern - bilinguale Kinder Einige Eltern sind selbst bilingual aufgewachsen, zum Teil mit den Sprachen Deutsch und Italienisch, zum Teil mit anderen Sprachen. Sie sind einerseits weniger ängstlich als einsprachig aufgewachsene Eltern, was Sorgen über „Sprachverwirrung“ oder „eine Sprache nicht gut erwerben“ betrifft. Andererseits ist es für sie oft schwierig, die eigene Zweisprachigkeit dem Kind zu zeigen. Das häufige, aber nicht alleinige, Sprachverteilungsprinzip „eine Person - eine Sprache“ ist für sie nicht in allen Fällen geeignet, die Angst, das Kind durch zu häufige Sprachwechsel zu verunsichern, ist groß. Bilinguale Eltern sind ausgezeichnete Vorbilder für ihre Kinder dafür, dass Zwei- und Mehrsprachigkeit normal und erfolgreich ist, dass dazu gehört, dass die eine Sprache besser für einen Handlungsbereich, die andere besser für einen anderen eingesetzt werden kann, je nachdem, was der Sprecher dort (auf der Arbeit, in der Schule, beim Kochen...) öfter braucht. Es lohnt sich die Eltern auf diese ermutigende Perspektive hinzuweisen. Die Sprachverwendung ist darüber hinaus selten wirklich zufällig. Auch in Unterhaltungen, in denen viel gemischt wird und die sogar den Beteiligten völlig ungeordnet erscheint, lassen sich bei genauer Analyse Regeln feststellen, wann und warum Sprachwechsel vorkommen. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass mischende Eltern nicht unbedingt sprachmischende Kinder produzieren und erst recht nicht Kinder, die Sprachsysteme nicht deutlich unterscheiden könnten. Nach diversen Studien gehen wir davon aus, dass Kinder mit einem Jahr und zehn Monaten bereits klar Sprachsysteme trennen, also wissen, was Italienisch ist und was Deutsch (z.B. Meisel 2004). Die Angst vor gemischten Äußerungen, wie sie Zweisprachigen oft unterlaufen, kann also genommen werden. Im Gegenteil, sie zeigen eher einen virtuosen Umgang mit zwei Grammatiken, zwei Systemen.