почетна страна   Платформа   Wer steht dahinter?  Sr. Andreas, Kloster Wernberg

"Für Muslime ist mein Schleier wertvoll!"

„Ich bin die Sr. Andreas vom Kloster Wernberg, eine gebürtige Tirolerin, die unbedingt nach Afrika in die Mission wollte und dann in Kärnten hängengeblieben ist.“ Mit diesem knappen Satz empfängt mich Sr. Andreas, Ordenschwester der Missionsschwestern vom kostbaren Blut, in einem kleinen Besucherraum des (trotz naher Autobahn) idyllisch in der Nähe von Villach/Beljak gelegenen Klosters. 

Dass sich ihr ursprünglicher Wunsch nach Missionsarbeit in Afrika nicht erfüllt hat, bereut sie nicht. Ihr „imperialistisches Kirchenverständnis“ vor 50 Jahren wäre „nur schädlich gewesen“, betont die zierliche Frau mit den wachen Augen und aufmerksamen Ohren. 

Vor ihrer Pensionierung unterrichtete die studierte Theologin an der Villacher Handelsakademie, seit einigen Jahren engagiert sie sich in der Migrationsarbeit. Der interreligiöse Dialog hat sie zur Migrationsarbeit gebracht. Ihre ersten Kontaktaufnahmen mit türkischen MigrantInnen seien „nicht ganz gut verlaufen“, man hätte versucht, sie zum Islam zu bekehren. 
Schon bald wurde Sr. Andreas mit den schwierigen Bedingungen, unter denen Migrationsarbeit in Kärnten/Koroška stattfindet, konfrontiert: In einer Nachbargemeinde wurde ein Flüchtlingsheim für 60, hauptsächlich aus Tschetschenien geflohene Menschen eröffnet, die lokale Bevölkerung lehnte das Heim ab. Alsbald entwickelte sich daraus ein Politikum zwischen dem damaligen Landeshauptmann Haider (zu jener Zeit FPÖ) und dem Villacher Bürgermeister Manzenreiter (SPÖ). Das Heim wurde – obwohl gut geführt - bald geschlossen, die vom Bürgerkrieg traumatisierten Familien im Mittelkärntner Raum verteilt. Sr. Andreas bemühte sich die Kontakte, die sich zu den Familien entwickelt hatten, nicht abreißen lassen, in Notsituationen war sie stets erreichbar. 
Die mangelhaften Bedingungen, mit denen Flüchtlinge in Kärntner Heimen oftmals konfrontiert sind, bewog Sr. Andreas beim Flüchtlingsreferat in Klagenfurt/Celovec diesbezüglich eine Beschwerde vorzubringen. Sie berichtete von einem Fall, indem sich fünf Personen über die dauer von drei Monaten zwei Stockbetten teilen mussten. Der damals zuständige Flüchtlingsreferent Gernot Steiner reagierte prombt: Er erteilte die Weisung an alle BetreiberInnen von Flüchtlingsheimen in Kärnten/Koroška, dass die „Kärntner Hausordnung“ ausnahmslos anzuwenden sei, wonach allen Personen, mit Ausnahme von öffentlichen Organen, der Zutritt zu den jeweiligen Unterbringungen strikt zu verwehren ist. Auch engagierten NGO’s, wie dem Verein Vobis aus Klagenfurt/Celovec, der unter anderem Sprachkurse für Flüchtlinge anbietet, wurde der Zutritt wegen „Spionagegefahr“ untersagt. Ein solches Betretungsverbot wird man in den restlichen österreichischen Bundesländern vergeblich suchen. 
Mittlerweile beobachtet Sr. Andreas ein leichte Entspannung, die nach dem 3. März 2013 völlig ungekrempelte politische Situation in Kärnten/Koroška lässt auch in dieser Sache auf Veränderung hoffen.
Die Mehrzahl der MigrantInnen, mir denen Sr. Andreas nach wie vor zu tun hat, ist muslimischen Glaubens. Eine Arbeitserschwernis? „Sie werden lachen, aber ich habe das Gefühl, dass vor allem bei den Männern mein Schleier sehr wertvoll ist! Obwohl ich mich mit dem Schleier nicht immer ganz identifizieren konnte, in dieser Sache ist er hilfreich.“ Der Prozess der gegenseitigen Akzeptanz zwischen dem Islam und der Christenheit stehe erst am Anfang: „Sie dürfen nicht vergessen, wir sind nach der Maxime erzogen worden: ‚Der Islam ist der böse Feind!’, da sind noch gewaltige Hürden zu überwinden.“
Den Beitrag, den Initiativen wie die Plattform Migration in Villach/Beljak z.B. bei der Erstellung eines Integrationsleitbildes leisten , schätzt Sr. Andreas durchaus, allerdings fehlt ihr die Einbindung, bzw. aktive Beteiligung der Basis. „Die Muslime definieren sich nun einmal hauptsächlich über ihre Kulturvereine. Der Versuch Integration voranzutreiben, ohne diese Vereine mit an Bord zu holen, gleicht Realitätsverweigerung.“
Die Eindeutigkeit, mit welcher sich Caritas und Diakonie hinter das „Refugee Camp“ vor, bzw. in der Wiener Votivkirche gestellt haben, erfüllt Sr. Andreas mit Stolz. Die Position des österreichischen Staates, in Person von Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP), sei hingegen enttäuschend: „Wenn die Frau Innenministerin meint, Österreich habe eines der besten Asylgesetze und der Zugang zum Arbeitsmarkt sei für alle MigrantInnen offen – da redet sie von einem anderen Stern!“ In der Praxis seien die bürokratischen Hürden für alle Beteiligten (Arbeitgeber-, Heimbetreiber- und MigrantInnen) einfach zu hoch. 
„Die Vergiftung der Atmosphäre in den letzten Jahren ist sehr stark von den Behörden und der Politik aus betrieben worden – so ehrlich müssen wir sein. Es bräuchte von seiten der Politik ein Zeichen, dass es anders werden soll.“ Das wäre die Voraussetzung für ein höchst notwendiges öffentliches Umdenken: „Asylwerber sind großteils keine Wirtschaftsflüchtlinge, sie verlassen nicht freiwillig und aus Jux ihre Heimat und, vor allem, Asylwerber sind keine Kriminellen!“

David Guttner